Prozesse, welche die Organisation überschreiten:
Prozesse der
Regeln und Spielregeln.
Alle sozialen Prozesse laufen nach den aktuell wirksamen Regeln und Spielregeln ab. Sie
kennenzulernen, zu vermitteln, einzuhalten und zu verändern ist ein
stetiger, individueller und gemeinsamer Prozess. Typische Prozesse
der Regeln und Spielregeln sind z.B.:
- Prozesse des Informellen.
- Prozesse der Investitur von Führungspersonen;
Inthronisierungen, Ernennungen, Amtseinführungen.
- Prozesse der Einigung.
- Prozesse der Zusammenarbeit.
- Prozesse der Auseinandersetzungen, des Streites.
- Prozesse der Begegnungen.
- Prozesse der Verhandlungen.
- Prozesse der Einweisungen.
- Prozesse der Weisungen, Anweisungen, Einweisungen; Prozesse
des Lehren und Lernens.
- Prozesse der Machtausübung, Kontrollen, Anhörungen,
Gerichtsbarkeit, Beurteilungen, Bestrafungen.
Bei den Prozessen der Regeln und Spielregeln geht es meistens um:
- Prozesse der Disziplin und der Disziplinierung.
- Prozesse der sozialen Positionierung und Verankerung im
sozialen Gefüge.
- Prozesse der Beziehungen und Beziehungsklärungen.
- Prozesse der Individualisierung, persönlichen Reifung und
Entwicklung.
- Prozesse des Zusammenhalts.
- Prozesse der Verbindungen und Trennungen, Eintritts und
Austritts.
- Prozesse der heimlichen und unheimlichen Spielregeln, der
Usancen, Bräuche und Traditionen.
- Prozesse des Umgangs mit Vereinbarungen.
- Prozesse der Gruppenkultur, Gruppendynamik, Rollenklärungen.
- Prozesse der Unternehmenskultur, Branchenkultur, Kultur,
Weltanschauungen, Religionen.
Die Prozesse der Regeln und Spielregeln weisen in der Regel folgende
Prozessschritte auf:
- Verhalten nach bestem Wissen und Gewissen.
- Erlebnis von Irritationen, Widerstand, Unverständnis,
unerwarteten Reaktionen.
- Ermittlung der Anlässe und Ursachen von Störungen und
Auffälligkeiten im sozialen Gefüge.
- Ermittlung der Erwartungen von Dritten.
- Bewertung und Gewichtung der Erwartungen.
- Ermittlung der Unterschiede zwischen eigenen und fremden
Erwartungen, Anliegen und Ansprüchen.
- Ermittlung von Brücken, Überbrückungen der Unterschiede;
Ermittlung von zweckdienlichen Regeln und Spielregeln.
- Veröffentlichung der Regeln und Spielregeln und Einhalten
der Spielregeln durch sich selbst; Selbstdisziplin und
Selbstdisziplinierung.
- Vereinbarung der Regeln und Spielregeln und sie verbindlich
machen.
- Ermittlung des Umgangs mit den Regeln und Spielregeln,
gegebenenfalls Konfrontation, außer-Kraft-Setzung oder Änderung.
Vom Projektmanagement wird in der Regel stillschweigend erwartet,
dass es sich im Rahmen der geltenden Regeln und Spielregeln bewegt
und sie einhält. Projekte und das Projektmanagement benötigten
häufig jedoch andere oder spezielle Regeln und Spielregeln, die
meistens erst zu entwickeln, einzuüben und am Ende des Projekts
wieder aufzuheben sind.
Mahnungen:
Es kommt immer auf die tatsächlichen, nicht auf die propagierten
Regeln und Spielregeln an!
Regeln und Spielregeln gelten nur zwischen jenen, die sie
stillschweigend oder ausdrücklich anerkennen. In
Rechtsstreitigkeiten ist in der Regel ein Nachweis erforderlich,
welche Regeln und Spielregeln vereinbart sind, ob sie anerkannt
wurden und unverändert gültig sind.
Die Regeln und Spielregeln wirken wie Ketten, die erst dann
bemerkt werden, wenn sie die Entscheidungs-, Handlungs- und
Bewegungsfreiheit einschränken.
Regeln und Spielregeln erweisen ihren Wert insbesondere in jenen
Situationen, in welchen es nicht einfach erscheint, sich selbst
daran zu halten bzw. sie einzuhalten.